Die Agora im Jahreslauf

Die Agora im Jahreslauf

Mit diesem Beitrag wollen wir etwas die Phantasie ankurbeln und beschreiben, wie ein Jahr in der Agora ablaufen könnte.

Januar

Wir fegen gerade die Reste der Silvester-Party zusammen, als IT-Systembetreuer Helmut („Irgendwann ist auch mal genug mit Familie.“) um die Ecke kommt. Er nutzt die ruhige erste Januarwoche im Co-Working Space für einige Erneuerungsarbeiten am Agora-System (wir werden heuer neue Zahlmöglichkeiten über Smartphone oder Chipkarten einführen, um pay-what-you-want Modelle auch digital abrechnen zu können). Außerdem arbeitet er natürlich auch für sein eigenes Unternehmen.

Auf der Freifläche nutzen Familien und Jugendliche die Möglichkeit zum Eislaufen und kommen ins Agora Café, um sich bei Tee und Suppe aufzuwärmen.

Februar

Mit riesigen Schritten naht die Fasnacht bzw. der Fasching (je nachdem, wo Agora in Süddeutschland Realität wird) und der Seniorengarten hat sich längst darauf eingestellt: im Foyer kann man eine Ausstellung besichtigen, wie in den Nachkriegsjahren die „fünfte Jahreszeit“ gefeiert wurde. Ein Vortragsabend präsentiert die persönlichen Erfahrungen der Agora-Aktiven, die diese während ihrer Zeit in Villingen-Schwenningen, Köln und Rio de Janeiro sammeln konnten. Selbstverständlich setzt auch die Textilwerkstatt die letzten Nähte und Applikationen an die Kostüme, Thema heuer: der Olymp.

Für alle Nicht-Narren (und natürlich auch für diese) steht eine Tradition im Kalender, die heute gerne als „amerikanische“ verschrieen wird: der Valentinstag. Dass dem nicht vollständig so ist, erfahren wir von Historiker Julius Dolpp, der die Ursprünge des Valentinbrauchs bis ins englische Spätmittelalter zurückverfolgt. Selbstverständlich steht am 14.2. die passende Band auf der Bühne, um im besonders bestuhlten Saal das „Dinner-for-two“ stilvoll ausklingen zu lassen.

März

Rau weicht dem Tau. Die ersten Vorboten des Frühlings locken uns nach draußen. Der Themenmonat „Survival“ beginnt. Philipp Schönthaler zeichnet die Ursprünge des Survival (u.a. das selbstzerstörerische Potential der Zivilisation seit den 70er Jahren; Waldsterben, Atomkraft, etc.) in einer Lesung nach. Im Verlauf des Nachmittags hat er bereits mit Schülern darüber diskutiert, inwiefern beim Survival und das damit verbundene Zurückgeworfensein auf die eigene Leiblichkeit und Existenz etwas mit Natürlichkeit im eigentlichen Sinne zu tun hat.

Konzert-Highlight im März und jemand der den und den der Blues nicht nur am Leben hält, sondern liebt: Thilo Copperfield

April

Drei Feste der sogenannten „abrahamitschen Religionen“ fallen (zumindest teilweise) in diesen Monat und was liegt näher, als daraus einen Themenmonat zu machen? Die Merkmale von Pessach, Ostern und Ramadan werden in Vorträgen dargestellt, der Seniorengarten setzt sich mit den traditionellen Speisen auseinander und Schüler vergleichen die unterschiedlichen Terminkonstellationen.

Das mit diesen religiösen Hochfesten zusammenhängende Fasten auf den Themenmonat „Survival“ zu übertragen ist uns ein gutes Stück zu banal und profan. Aber auch ohne diesen künstlichen Zusammenhang, wird der Monat April mit Vorträgen und Workshops zu Ernährung und Diätik abgerundet.

Mai

Der Poetry Slam steht ganz im Zeichen des Mai-Gedichts. Wie wird der Wonnemonat zeitgenössisch dargestellt? Wo sind Parallelen zu Lyrik aus der Vergangenheit?

Selbstverständlich „tanzen wir in den Mai“, verwenden das aber nicht als bloßes Partymotto, sondern verbinden das mit einer lokalen Volkstanzgruppe, die traditionelle Tänze vorführt. Möglicherweise mit fachkundiger Vorstellung unterschiedlicher Stile in unterschiedlichen Kulturen und Zeiten.

Juni

Juni und Juli umfassen die Themenmonate zum „Nationalismus“ mit dessen historischer Entwicklung und seinem gegenwärtigen Erbe. Auch in Antizipation der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Grönland (die FIFA hat aus den Hitzeschlachten in Qatar gelernt).

Juli

Ende Juli hat sie bereits begonnen, jetzt geht die Fußball-Weltmeisterschaft in die heiße Phase und in der Agora kommen Fußball-Fans und sonstige Interessierte zum Open-Air Spektakel zusammen. Ob man das nun als Stadionstimmung bezeichnen mag oder sich einfach daran erfreut, sich keine Sorgen über die Bewirtung machen zu müssen, sei dahingestellt. In jedem Fall kommt die (von Union Berlin geklaute) Idee gut, sein eigenes Sofa, seinen Stuhl oder seine Decke mitzubringen. Ein anschließender Flohmarkt beschert dem ein oder anderen Studenten ein neues Möbelstück und schafft Platz in den Kellern der Agora-Community.

Die Open-Air-Bühne, die für das Public Viewing geschaffen wurde, wird auch für einen lokalen Band-Contest genutzt.

August

Der Wahlkampf ist in vollem Gange und deshalb widmen sich die beiden nächsten Monate dem Thema „Medien“, genauer gesagt: Massenmedien, auch wenn diese scheinbar recht individuell daher kommen (Social Media). Neben Vorträgen („Wie relevant ist das Fernsehen 2018? Für Werbetreibende, Soziologen und auf staatliche Unterstützung Angewiesene“), Lesungen und Filmen, wird auch ein eigenes Medienprojekt ins Leben gerufen: Das Agora Radio widmet sich „radikal lokal“ den örtlichen Themen und wird natürlich auch von Jung und Alt betrieben und gestaltet.

September

Im Vorfeld zur anstehenden Bundestagswahl finden auch in der Agora Treffen von Politikern und Bürgern, moderierte Fragerunden und Schülerprojekte („Wir lesen Wahlprogramme.“) statt.

Möglicherweise haben wir für den Wahlkampf bereits ein solches aufgestellt, um dem natürlichen Lebensraum des ein oder anderen Politikers in dieser Jahreszeit möglichst nahe zu kommen und ihn in die Agora zu locken: ein Bierzelt. Das lässt sich natürlich auch hervorragend nutzen für ein Fete de la bière, das mit dem Vorbild aus München nicht mehr viel zu tun hat: es gibt lokales Bier, lokale Musik, regionales Essen und Menschen aus der Nachbarschaft.

Oktober

Bei goldenem Herbstwetter starten wir in die beiden Themenmonate „Vom Anfang und vom Ende – Geburt und Tod“. Wir hören Vorträge über Palliativmedizin und Geriatrie, aber auch über Entwicklungspsychologie und Hausgeburten.

Der Seniorengarten hat sich zu einer herbstlichen Wanderung verabredet und bastelt anschließend Kastanienmännchen mit Kinder und anderen Bastelfreunden. Daraus wird die Deko für das Restaurant.

November

Die Tage werden immer kürzer und wir fragen uns: wie war die dunkle Jahreszeit eigentlich in vorelektronischer Zeit? Es gibt Vorträge (und Diskussionen mit Lehrern) zum Thema: „Was macht Licht mit unserem Rhythmus?“ Endlich kommt auch unser Musical-Projekt „senza electronica“ zur Aufführung. Ohne elektronische Instrumente, ja noch nicht einmal mit Mikrofonierung und Verstärkeranlage. Sogar die Soundeffekte sind analog.

Dezember

Es ist Barbara-Tag. Die erfahrenen Mitglieder des Seniorengartens organisieren einen Spaziergang zu Obstbäumen und schneiden gemeinsam mit allen Teilnehmern die Barbarazweige, deren Knospen sich bei Zimmertemperatur bis zum Weihnachtstag öffnen. Nicht nur ein Adventskalender kann die Zeit bis zum Weihnachtsfest visualisieren. Immer sonntags treffen wir uns außerdem zum gemeinsamen Adventssingen. Auf der Freifläche findet der alljährliche Weihnachtsmarkt statt. Wie immer wird großer Wert auf die Regionalität der Ständebetreiber und die Nachhaltigkeit der Angebote gelegt.

Und dann ist auch schon wieder Silvester…